
Vertiefungsseminare
Das Denken in nationalen Strukturen überwinden
Wir sind es gewohnt, bei der Betrachtung unserer heutigen Welt in den Kategorien des Nationalstaates zu denken. Dies ist nicht nur bei Fußballtournieren so, sondern auch bei der Zuordnung von Geschehnissen, die eigentlich fast von Natur aus übernational sind. So sind Sprachen, Religionen und Ethnien fast immer Phänomene in größeren geografischen Räumen. Fast nie passt die Kategorie der "Entstehung eines Nationalstaates" wie ein Puzzlestein so ganz.
Vertiefungsseminare bieten nun die Gelegenheit, beispielsweise die Vielzahl der Kirchenorganisationen im osteuropäischen Raum einmal in den Blick zu nehmen. Aber auch Sprachen. Beispielsweise das verordnete und administrierte Erlernen von Sprachen.

Galizien und die nationale Identität
Zur Zeit des Erwachens der nationalen Bewegungen in Europa verfügten einige Gesellschaften über ein nationales Territorium, wie etwa Frankreich. Bei vielen aber spielte sich die Bewegung auf dem Territorium anderer Herrschaftsräume statt. So in Polen oder eben der Ukraine.
Wie konnte unter derartigen Umständen eine nationale Bewegung erfolgreich sein? Das Seminar vertieft die Entwicklungen anhand von den Beispielen Galizien, Kiew und Charkiw.
Wie also in Galizien mit dem Zentrum Lemberg im 19. Jahrhundert die nationale Idee weiterentwickelt wurde und sogar im benachbarten Kiew tatkräftig unterstützte, ist Thema des Seminars.
Dieses Phänomen wiederholt sich erstaunlicher Weise seit der Unabhängigkeit der Ukraine 1991. Wie kann das sein?
Liberale Denker in Russland und die Ukraine
Im 18. Jahrhundert kann man das Zarenreich als Vielvölkerreich mit den ethnisch und religiös unterschiedlichsten Eliten auffassen. Loyalität zum Zaren und die Rangtabelle konnten immer wieder auch integrative Wirkung entfalten.
Später drängten Industrialisierung und Naturwissenschaften aber zu einheitlicher Sprache aller Funktionseliten sowie zu einer Loyalität zur russischen Nation. Was das für die liberalen Denker und Reformer in Bezug auf die Ukraine bedeutet, wird in dem Seminar thematisiert. Wie reagierten nun Liberale, Slawophile und Westler im Zarenreich auf diese Herausforderung?
Eine scheinbar bloß 'geschichtliche' Frage, aber ganz offenkundig auch hochaktuell.


Slawophile und Westler
Ein Grundpfeiler der Denkkategorien in Russland über zweihundert Jahre.
Wie Russland sich selbst betrachtet, diese Frage soll auf unterschiedliche Art in dem Seminar erörtert werden. Ist es ein Nationalstaat? Oder ein Vielvölkerreich? Oder ein Imperium? Liberale verstehen sich als Modernisierer des Reiches. Soll Patriotismus ein Bindeglied sein? Und dies in einer Vielvölkergemeinschaft? Werden Ukrainer dann mit eingemeindet? Und auch die Belarussen? All diese Fragen soll dieses Seminar als Schwerpunkt behandeln.
Ikonen als Symbol der Bewahrung
Ikonenmalerei ist wörtlich gesprochen "dem die Hand geführt wird". Die Herstellung von Ikonen, die Auffassung eines Bildes und die religiöse wie auch zivile Bedeutung soll in dem Seminar dargestellt und diskutiert werden. Das der Gläubige bei der Betrachtung der Ikone dem Heiligen selbst begegnet ist eine Eigenart im byzantinisch-orthodoxen Kulturkreis. Diese Sehgewohnheit und das damit verbundene Streben nach Bewahrung geht in der russischen Alltagskultur immer wieder in das profane Leben über. Es wird heute auch im politisch-gesellschaftlichen Leben sehr wirkungsvoll. Das Seminar fragt nach aktuellen Ausprägungen und den genannten historischen Wurzeln.


posttraumatische Souveränität
GLAUBE-RELIGION-GRIECHISCH-KATHOLISCHE KIRCHE


Soziale Ordnung der frühen Neuzeit
Politische Denklinien der russischen Liberalen


Der ukrainische Adel im 17. bis 19. Jahrhundert
Bündnisse oder Staatenunion?

